Freitag, 9. April 2010
(Sächsische Zeitung)
Thema für die Heimatfreunde
Matthias Klaus
Von Klaus.Matthias@dd-v.de
über den Streit um die Kreisfahne
Unterschiedliche Auffassungen über die Farben einer Oberlausitzfahne gibt es nicht erst heute. Hermann Knothe (1821–1903), ein wichtiger Autor des Neuen Lausitzischen Magazins, beschreibt zum Beispiel in seinem Werk „Das Landeswappen der Oberlausitz“ einen Streit zwischen Bautzen und Görlitz: 1532 mussten sich die Truppen der gesamten Oberlausitz gegen die Türken stellen, Sammelplatz war Zittau. Die Bautzener brachten ihre Stadtfahne (blau-gelb) mit, die als gemeinschaftliches Banner dienen sollte. Das schmeckte den Görlitzern wiederum gar nicht. Sie kamen mit ihrer rot-weißen Stadtfahne und weigerten sich, unter blau-gelb ins Feld zu ziehen. Am Ende stand dann ein Kompromiss, eine Kombination der Farben auf einer Flagge... Es ist für Nicht-Oberlausitz-Geschichtsexperten heute schwer zu sagen, welche Oberlausitzfahne die „echte“ ist: gelb-blau, blau-gelb oder doch beide? Viele Heimatfreunde sagen blau-gelb. Ich meine, dass stimmt. Insofern: Vielleicht hat der DSU-Antrag im Kreistag ja doch eine Chance.
Freitag, 9. April 2010
(Sächsische Zeitung)
Sind bei der Kreisfahne die Farben verdreht?
Von Matthias Klaus
Stein des DSU-Anstoßes: die Fahne des Kreises, gelb oben, blau unten. Falsch sagt die DSU–und nicht nur sie.Repro: SZ
Muss die offizielle Fahne des Landkreises Görlitz geändert werden? Ja, sagt die DSU-Fraktionsgruppe im Kreistag und will auch gleich einen entsprechenden Antrag einbringen. Denn die bisherige Variante–gelber Streifen oben, blauer unten–ist nicht die Oberlausitzer Fahne, sagt Georg Kroker, Mitglied der DSU-Fraktionsgruppe. „Bei der Oberlausitz-Fahne gehört blau nach oben, gelb nach unten“, so der Neugersdorfer. Als er jetzt im Landratsbüro zu Besuch war und die gelb-blaue Landkreisfahne sah war Georg Kroker klar: Hier muss etwas verändert werden.
Dabei hatte er gemeinsam mit den anderen Kreistagsmitgliedern schon Ende Januar vergangenen Jahres über das Thema abgestimmt–und mehrheitlich beschlossen. „Aber die Debatte drehte sich damals nur um das Wappen. Abgestimmt wurde dann in einem Satz über Wappen, Flagge und Siegel“, sagt Georg Kroker.
Der bekannte Mundartdichter Hans Klecker ärgert sich schon lange über „verkehrte“ Oberlausitz-Fahnen. „Seit Jahren predige ich, wie auch viele andere Heimatfreunde, dass das Blau der Oberlausitzer Fahne oben oder am Fahnenstiel sein muss und das Gold (Gelb) unten“, sagt er. Und: „Kurz nach der Wende haben viele auch die Farben in der Sachsenfahne und in der Schlesierfahne vertauscht. Man müsste doch denken, dass 20 Jahre nach der Wende so etwas bei gutem Willen nicht mehr vorkommen dürfte.“ Es gibt so viele Heimatkundebücher, die in den letzten 20Jahren herausgekommen sind, so der Mundartexperte. „Die Leute kaufen auch die Bücher und stellen sie dann ungelesen in den Schrank“, so Hans Klecker.
Im Landratsamt sieht man die Aufregung um die Kreisfahne eher gelassen. „Die Frage nach den Farben, ob Gelb oben oder unten, wird immer wieder gestellt. Deshalb hat der Landkreis diese Frage auch noch einmal an das Sächsische Staatsarchiv gerichtet“, so Landratsamt-Sprecherin Gerlind Walter. Das Staatsarchiv wiederum habe darauf hingewiesen, dass es eine offizielle Fahne der Oberlausitz nie gegeben habe. „Deren Recherchen hätten außerdem ergeben, dass als inoffizielle Flagge der Oberlausitz sowohl eine blau-gelbe als auch eine gelb-blaue Fassung im Umlauf ist“, teilt Gerlind Walter mit.
Bei der Gestaltung, so die Empfehlung des Staatsarchives, solle sich der Kreis Görlitz an übliche Gepflogenheiten halten und die Fahne aus dem Wappen ableiten. Das bedeute in diesem Fall: Die erste Farbe, bei der längs gestreiften Flagge der Streifen am Mast, trägt die Farbe des Hauptwappensymbols, die dominierende Farbe der Wappensymbolik–gelb. Der zweite Streifen trägt die Farbe des Schilduntergrundes–blau.
„Bei quer gestreiften Flaggen ist der obere Streifen der erste. Die goldene Mauer der Oberlausitz wird als das wesentliche Wappensymbol betrachtet, sie ist in Gold (Gelb) auf blauem Schild, weshalb die Farben des Landkreises Gelb-Blau zu definieren sind“, so Gerlind Walter. Gelb-Blau seien somit die Streifen der Flagge mit dem mittig aufgesetzten Wappen.
Völlig aussichtslos ist derweil das Ansinnen der DSU-Fraktionsgruppe aber nicht. „Sollte ein Antrag zur Flagge des Landkreises Görlitz gestellt werden“, so Kreis-Sprecherin Marina Michel“, so wird er selbstverständlich in die Gremien des Kreistages eingebracht, geprüft und zur Diskussion gestellt.“
Auf ein Wort
Christfried Wiedemuth
Bergweg 11, 02708 Obercunnersdorf
Sächsische Zeitung Löbau
Zu Händen Herrn Klaus
Obercunnersdorf, den 15.04.2010
Leserzuschrift Betreff Farbgestaltung der Landkreisflagge
Sehr geehrter Herr Klaus,
ich möchte mich kurz zur Farbgestaltung unserer Landkreisfahne äußern.
Die Farben meiner Oberlausitzer Heimat sind schon über Jahrhunderte blau-gelb.
Heimatforscher, wie Professor Knothe, Professor Blaschke und Professor Paul Arras belegen dies eindeutig.
Bei unserem Anliegen geht es nicht um das Landkreiswappen sonder vielmehr um die Farben der Fahne. Im Übrigen wird in der Stellungnahme vom sächsischen Staatsarchiv, seitens Herrn Dr. Leisering, geäußert, „Gegen die Umkehrung der Farben in der Flagge des Landkreises bestehen daher unsererseits keine Einwände grundsätzlicher Art,….“.
Glücklicherweise sind es nur einige wenige Heraldiker, welche uns weismachen wollen, wir Oberlausitzer hätten über jahrhunderte unsere Fahne farbenverkehrt getragen.
Ich kann nur hoffen, dass von dieser Gruppierung nicht mal einer in Brüssel landet. Mit Sicherheit würde es nicht lange dauern und wir müssten unsere deutsche Nationalflagge (schwarz-rot-gold) farblich ändern. Auch bei dieser ist gold unten. Da haben wohl die Lützowschen Jäger, von dessen Uniform die Farbreihenfolge der Flagge abgeleitet ist, die falschen Knöpfe angenäht.
Ich bitte die Kreisräte des Kreistages Görlitz um fraktionsübergreifende Unterstützung unseres Antrages, damit die Oberlausitz bleiben kann wie sie über jahrhunderte war, blau wie der Oberlausitzer Himmel und gold wie Ähren unseres Getreides.
Christfried Wiedemuth
Montag, 12. April 2010
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